Eine Kollaboration
Die Konzeption des Projekts begann mit der Verflechtung von Senyawa, Rabih Beaini, Soydivision und L_KW.
Senyawa ist ein Duo von Rully Shabara und Wukir Suryadi aus Yogyakarta, Indonesien, das die Einflüsse der indonesischen Musik im Rahmen experimenteller Musik verwendet. Senyawa trägt entscheidend dazu bei, ihre indigenen Wurzeln erfolgreich in einen zeitgenössischen und globalen Kontext zu stellen, ohne in Exotismus zu verfallen. Ihre Bemühungen haben einen Einfluss darauf, wie indonesische Künstler ihre traditionelle Kultur sehen, und verändern ihre Wahrnehmung ihres Platzes in der zeitgenössischen Welt. Es beeinflusst, wie sie ihre Identität sehen.
Senyawa - Rully Shabara und Wukir Suryadi |
Rabih Beaini ist ein Produzent und DJ, auch bekannt als Morphosis. Er ist spezialisiert auf körnigen, fantasievollen und analogen Techno. Er ist bekannt für seine intensiven, dunklen und emotionalen Produktionen, deren Einflüsse von Krautrock bis hin zu New Wave reichen. Er ist der Gründer von Morphine Records: ein Label, das auch Senyawa veröffentlicht. Er ist auch bekannt für seine experimentelle kosmische Live-Jazz-Band, die Electronica, Techno und Free Jazz erforscht: das Upperground Orchestra.
Bekannt ist auch Rabih Beainis Bemühen, indonesische Musiker international in den Vordergrund zu bringen. Er lernte die indonesische Musik und Kultur kennen, als er Bandung, Indonesien, besuchte und dort auftrat. Bei einem Festival in Dänemark lernte er Senyawa kennen und es entstand eine Verbindung, die auch Veröffentlichungen und Konzerte hervorbringt. Mit Raung Raya als Teil des Europalia Festivals im Jahr 2017 brachte er noch mehr indonesische Musiker nach Europa. Mit seiner Erfahrung und Verbindung zu Indonesien und Senyawa und seiner Bereitschaft, sich dem Projekt anzuschließen, ist Rabih Beaini die richtige Person, um als Produzent, künstlerischer Leiter und leitender Komponist der geplanten Arbeit zu fungieren.
Soydivision Berlin ist ein performatives Kunstkollektiv, das aus in Berlin lebenden Indonesiern besteht und sich an der Schnittstelle von Kunst und Aktivismus positioniert. Als eingetragene Kunst- und Kulturinstitution kuratiert Soydivision Performances, organisiert Workshops, kulinarische Kunstaktionen, Filmvorführungen und Diskussionsrunden. Ihre diasporische Perspektive bietet eine alternative Herangehensweise an zeitgenössische Herausforderungen durch Kunst und lädt zu einer neuen Art von Dialog und Engagement ein.
Soydivision in einer Aufführung in KW Institute for Contemporary Art |
Als Ariel Orah, der Gründer des Kollektivs, Rabih Beaini zum ersten Mal traf, war ihm bewusst, was Rabih Beaini getan hatte, um indonesische Musik auf die europäische Bühne zu bringen. Die Bekanntschaft verbindet sich mit der Veröffentlichung von Senyawas neuem Album Alkisah. Soydivision und L_KW haben das Album zusammen mit vielen Labels weltweit veröffentlicht. Da sie das gleiche Interesse daran haben, einen alternativen Zugang zur Musik zu bieten, insbesondere eine nicht-westliche Sichtweise, schlug Ariel Orah Rabih Beaini vor, Senyawas Musik neu zu bearbeiten, was zu dem geplanten Projekt führte.
L-KW ist ein Kollektiv von Klangkünstlern und Performern mit Sitz in Berlin. Die Vision des Kollektivs ist es, Begegnungen zwischen Klang, Empathie und interkultureller Kommunikation zu katalysieren und zu stimulieren. Um ihre Vision zu erreichen, konzentrieren sich ihre aktuellen Aktivitäten auf die Förderung der Co-Kreation zwischen Klängen und anderen möglichen Medien wie Theater, Kulinarik, Film, Literatur, Wissenschaft, die Organisation von Showcases und Events und deren Dokumentation in einem physischen Format wie Kassette, Vinyl, Art Zine und Buch.
Soydivision bezieht L_KW ein, um Senyawas Album mitzuveröffentlichen. Morgan Sully, der aktuelle Repräsentant des Kollektivs, brachte Pasar Alkisah, ein zweitägiges Online-Festival im Februar 2021, für die globale Veröffentlichung von Senyawas letztem Album ins Spiel. Mit der Verbindung der drei Parteien zu Senyawa und der gemeinsamen Leidenschaft für die Musik entsteht ein solides Produktionsteam.
(Audio Biespiele)
Realisierung des Projekts
Die Entstehung des Werkes findet in Form von Workshops und Proben statt. Wir planen, dass die Workshops und Proben zwischen Oktober 2021 und März 2022 im Morphine Records Studio in Berlin mit der Unterstützung von Rabih Beaini stattfinden.Zu diesem Zeitpunkt würden die Künstler einen künstlerischen Output haben, der bereit für eine öffentliche Präsentation ist. Die Premiere wird im März 2022 stattfinden. Generalproben, einige Workshops und die Aufführung werden im Haus der Indonesischen Kulturen stattfinden.
Projektziel
Warum dieses Projekt für uns wichtig ist
Wir versuchen, Senyawa und anderen Künstlern/Kulturen, die wir für unterrepräsentiert halten, mit diesem Projekt mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Senyawas künstlerischer Einsatz führt zum Auftauchen und Entdecken von Musikern/Künstlern, die ähnliche kreative Strategien verfolgen, wie z.B. Karinding Attack, Uwalmassa und Tarawangsawelas - die Rabih Beaini 2017 im Rahmen seines Raung Raya Programms ins Berghain in Berlin brachte. Die Musikstrategie führt zu einer einzigartigen Klangerfahrung, die es wert ist, weiter erforscht zu werden. Das künstlerische Ergebnis trägt zur Bereicherung des Hörrepertoires jenseits der gemeinhin vorherrschenden Musiksprache bei.
Wir planen das Projekt als Kooperation und Begegnung indonesischer und anderer Kulturen. Die Vielfalt der beteiligten Künstler zeigt dies. Die Besinnung auf Traditionen kann auf beide Arten geschehen: die Besinnung auf die eigene Tradition und die des anderen. Eine weitere Möglichkeit des Schaffensprozesses entsteht also durch die Einbeziehung "des Anderen". Der Prozess des Lernens vom anderen wird sich mit dem Prozess der Reflexion vermischen.
Angestrebte Wirkungen des Projekts
Die Wirkungen, die wir anstreben, sind die Produktion eines neuen Werkes unter Verwendung multikultureller Perspektiven, das Anbieten von nicht-westlichen Einblicken in den Musikschaffungsprozess, die Verbesserung des interkulturellen Dialogs und die Erzeugung einer einzigartigen musikalischen Klangfülle durch Musikinstrumente und Sprache.
In der üblichen westeuropäischen Musikpraxis definiert der Komponist alle musikalischen Elemente bis ins kleinste Detail. Indonesische Musikkulturen betonen das gemeinschaftliche Schaffen. Nimmt man die Gamelan-Musik als Beispiel, so müssen die Musiker traditionell während einer Aufführung vor Ort an der Komposition arbeiten. Der Prozess ist eine Mischung aus Interpretation, Improvisation und Komposition. Die Rolle des Komponisten ist nicht die der alleinigen Autorität des Werkes, sondern die eines Architekten, der einen Plan vorgibt, aber dem Erbauer künstlerische Freiheit lässt.
Im Gegensatz zur westeuropäischen Musik ist der Musiker nicht einfach ein Werkzeug zur Umsetzung einer musikalischen Idee. Er ist aktiv in den Schaffensprozess eingebunden. Außerdem ist der Grad der Interaktion zwischen ihnen intensiver. Beim Angklung-Spiel ist die Teamarbeit entscheidend, denn jeder Musiker ist für eine oder einige wenige zu spielende Tonhöhen verantwortlich, so dass er auf das Zusammenspiel und das Timing der Mitmusiker achten muss. In der Gamelan-Musik übernehmen verschiedene musikalische Stichworte die Rolle eines Dirigenten. Der Musiker muss sie einfangen, um das richtige Tempo und die richtige rhythmische Dichte zu spielen und den richtigen Kompositionsteil zu spielen.
Das soll aber nicht heißen, dass diese Ansätze besser sind als die anderen. Gerade in diesem Gegensatz wird die Zusammenarbeit zu einer neuen Kreation führen. Was können verschiedene Musikkulturen voneinander lernen? Wie würde eine Zusammenarbeit zwischen ihnen aussehen und klingen? Beide Musiker aus dem jeweiligen Kulturkreis werden dabei profitieren.
Es gibt auch die Tendenz, unterrepräsentierte Kulturen zum Auftauchen einzuladen. Diese Emergenz-Tendenz ist eine Chance, den interkulturellen Dialog und das Verständnis zu fördern. Senyawas künstlerisches Schaffen ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie dieser Dialog auf einer globalen Ebene stattfindet. Indem er Volkstraditionen als Hintergrund verwendet, schafft Senyawa eine neue musikalische Sprache und weckt das Interesse an den Geschichten, die hinter all den Elementen stehen, die damit verbunden sind. Das geschieht auf eine zwingende und doch natürliche Art und Weise und nicht oberflächlich, indem er einfach seine Exotik verkauft.
Die indonesischen Instrumente und ihre musikalische Sprache bereichern das gemeinhin bekannte "Werkzeug" im Prozess der Musikentstehung. Das Potential der Instrumente liegt für globale Musiker aufgrund ihrer Verfügbarkeit außerhalb Indonesiens oft brach. Das offizielle Kulturzentrum der indonesischen Regierung bemüht sich jedoch, die Instrumente weltweit verfügbar zu machen. Es ist weit verbreitet, ein komplettes Gamelan-Set (javanische, sundanesische und die balinesische Variante) und das Angklung zu finden. Im Falle des Gamelan sind sogar Kulturzentren außerhalb der offiziellen Vertretung der indonesischen Republik im Besitz und nutzen die Instrumente, wie z.B. das Überseemuseum Bremen und die Elbphilharmonie in Hamburg, um nur einige zu nennen. Dieses Projekt könnte einen Einfluss darauf haben, wie Menschen mit diesen Klängen konfrontiert werden können, indem es eine andere musikalische Klangfülle bietet. Ein meist metallophones Orchester wie das Gamelan oder ein reines Bambus-Ensemble wie das Angklung bieten u.a. andere Klangfarben und regen ein anderes Hörerlebnis an.
Wer ist die Zielgruppe des Projekts?
Unter Berücksichtigung der oben genannten Punkte sind die Zielgruppen der Projekte die Enthusiasten experimenteller/zeitgenössischer Musik, die jeweiligen kulturellen Gemeinschaften und die Musiker und Künstler der entsprechenden Szene.
Die erste Zielgruppe sind die Liebhaber experimenteller/zeitgenössischer Musik, insbesondere diejenigen, die bereits mit den Veröffentlichungen von Morphine Records, den Arbeiten von Rabih Beaini, Senyawa, Soydivision und dem L_KW-Kollektiv vertraut sind. Senyawas Album Alkisah und das Remix-Projekt, das L_KW und Soydivision herausbringen, hat erfolgreich globale Hörer erreicht. Das Projekt zielte darauf ab, die musikalische Ästhetik von Senyawa zu erweitern, so dass dieses erste Zielpublikum die richtige Wahl war. Mit der Position Berlins als führendes Zentrum für zeitgenössische Kunst und Musik und den starken Netzwerken der drei beteiligten Parteien wird dies die Hauptzielgruppe des Projekts sein.
Senyawa hat eine einzigartige Position für die indonesische Kunst- und Musikszene und die entsprechende diasporische Gemeinschaft: Sie hat eine starke traditionelle Verwurzelung und gleichzeitig eine solide globale Präsenz. Im speziellen Fall der indonesischen Gemeinde in Berlin ist sie stark daran interessiert, die kulturellen Aktivitäten Indonesiens zu unterstützen. Mit der weiteren Unterstützung des Attachés für Kultur und Bildung von Indonesien durch das Haus der Indonesischen Kulturen sind Kunst- und Musikkenner aus der indonesischen Community eine wichtige Zielgruppe. Eine breitere Diaspora-Gemeinschaft, insbesondere aus der südostasiatischen Community, wird durch diese Verbindung einbezogen.
Das Projekt beinhaltet Workshops mit indonesischen Instrumenten und dem jeweiligen musikalischen Denken, das damit verbunden ist. Die Techniken in der elektronischen Musik werden es in Bezug auf Klangsynthese und Klangbearbeitung weiter voranbringen. Der Prozess ist attraktiv für Musiker und Künstler, die in ähnlichen Bereichen arbeiten. Die Verwendung von nicht-westlichen Instrumenten und musikalischem Denken bietet eine alternative Herangehensweise an den Musikschaffungsprozess und neue Klangmaterialien, die weiterverarbeitet oder neu synthetisiert werden können.
Arbeitsblöcke zur Realisierung von Kiamat
Um die Musik von Kiamat zu realisieren, planen wir vier Arbeitsblöcke, die sich überschneiden können. Sie bilden einen ganzheitlichen Prozess und nicht einen einfachen linearen Prozess.
1 Musik-Workshops auf indonesischen Musikinstrumenten (August-September 2021)
Das Projekt beginnt mit einer Reihe von Workshops für den Musiker mit Gamelan, Angklung und Arumba. Die Instrumente werden vom Haus der Indonesischen Kulturen zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, den Musiker an das Instrument zu gewöhnen und Möglichkeiten der Gestaltung mit dem Instrument zu finden. Darüber hinaus findet ein Wissensaustausch über das Instrument und die entsprechenden theoretischen und philosophischen Hintergründe statt. Rabih Beaini wird gegen Ende des Workshops eine künstlerische Leitung geben, um die Rollen zu verteilen und das Medium der Musik und die Instrumentierung für die Komposition festzulegen.
2 Neuschreiben und Reagieren auf Senyawas Musik (September-November 2021)
Der Entstehungsprozess findet in Verbindung mit der Analyse, dem Umschreiben und der Neubearbeitung von Senyawas musikalischem Material statt. Es wird auf das Motiv oder die musikalische Charakteristik der Originalkomposition eingegangen, so dass die Neuschreibung des Werkes immer noch eine gewisse Kohärenz mit dem Originalwerk aufweist. Wesentliche motivische Elemente von Senyawas Musik sind das Vokaltimbre und seine melodischen Linien, der Rhythmus der Streicherbegleitung und seine melodischen Linien sowie eine bestimmende Bassprogression. Diese Elemente sollen extrahiert und weiterbearbeitet werden.
3 Erstellung von Properties und Choreographie entsprechend der Musik (November 2021-Februar 2022)
Für die Präsentation der Arbeit wird das Team eine Reihe von Eigenschaften und eine Choreografie als Reaktion auf die neue Musikkomposition erstellen. Das verbindende Thema des Albums ist die Idee von Kiamat (Judgement Day). Ein Wort mit starker Symbolik für die meisten Indonesier. Der Tag des jüngsten Gerichts steht für das Herannahen einer ungewissen Zeit: den Missbrauch von Macht, die Korruption des menschlichen Charakters und den Verfall der Umwelt. Solche Themen sind dem heutigen Leben vertraut. Wir leiten einen künstlerischen Ansatz ab, der vom indonesischen Wayang Orang und den Filmen des deutschen Expressionismus inspiriert ist. Traditionell ist die Wayang-Performance durch den Einsatz von Schatten gekennzeichnet. Das Spiel zwischen Licht und Schatten durch Beleuchtungsstrategien wird die visuelle Sprache des deutschen Expressionismus-Films aufgreifen, wo Licht und Schatten aufgrund der technischen Möglichkeiten der Epoche Schlüsselelemente sind. Reflexionen und Beugungen werden zum Hauptelement, um ein Gefühl für die Szenerie zu erzeugen.
4 Proben, Umschreiben und Präsentieren des Musikwerkes (Februar-März 2022)
Schließlich wird der Musiker eine Reihe von Proben und Umschreibungen bis zur endgültigen Präsentation des Werkes durchführen. Die Proben würden im Morphine Records Studio stattfinden, die Abschlusspräsentation im Haus der Indonesischen Kulturen in Berlin. Die Präsentation ist im März 2022.
Was das Projekt bietet - Argumente für die Förderung
Durch dieses Projekt werden wir dazu beitragen, das musikalische Idiom von Senyawa zu erweitern, indem wir traditionelle indonesische Instrumente im Rahmen experimenteller Musik einsetzen und eine neue Klangfülle anbieten.
Erweiterung von Senyawas musikalischem Idiom
Senyawas musikalisches Idiom ist insofern einzigartig, als es javanische Klangcharakteristika verkörpert und sie in den Rahmen experimenteller Musikpraxis stellt. Es ist eine Mischung aus Rully Shabaras geschickten erweiterten Vokaltechniken und dem modernen und doch "primitiven" Timbre des handgefertigten Instruments von Wukir Suryadi. Das handgefertigte Instrument "bambuwukir" ist ein Bambusstamm, der mit perkussiven Streifen und Stahlsaiten ausgestattet ist und somit durch Zupfen, Streichen oder als rhythmisch perkussives Instrument gespielt werden kann. Das Projekt wird das Duettformat der Senyawa und ihr einzigartiges Instrument in einem größeren Ensemble von Musikern und einer breiteren Palette von musikalischen Klangfarben und Medien erweitern.
Traditionelle Instrumente im Rahmen experimenteller Musik
Man kann indonesische Musikinstrumente nicht von der Tradition trennen, aus der sie stammen. Eine lebendige Tradition ist oft ein Balancepunkt zwischen der Ehrung des Alten, der Umarmung des Neuen und dem Bewusstsein der aktuellen Realität. Daher werden traditionelle musikalische Regeln und Praktiken immer noch hoch geehrt und von der Gesellschaft genossen, aber es werden auch neue Werke außerhalb der Tradition geschaffen, die dieselben Instrumente verwenden.
Da Kultur auch ein Ergebnis der Reaktion auf Herausforderungen oder die jeweilige Umgebung ist, bietet das Projekt eine weitere Innovationskraft: die Möglichkeit, traditionelle indonesische Instrumente auf fremdem Boden zu verwenden. Außerdem haben die Musiker verschiedene kulturelle Hintergründe, was die Schaffung eines einzigartigen künstlerischen Outputs noch stärker macht.
Die Formen und Techniken der Instrumente stehen in Verbindung mit der Philosophie und dem musikalischen Denken der jeweiligen Kultur. Die laute Natur der Gamelan-Metallophone schafft einen Kontrast zu den weicheren Metallophonen und Streichinstrumenten im Set. Die lauten Instrumente liefern eine Rahmenmelodie, während die weicheren Instrumente ausgearbeitete Melodien um diese Rahmenmelodie herum spielen. Das Ergebnis ist mehrstimmige Musik. Ohne einen Dirigenten muss der Musiker auf akustische Signale achten, die bestimmte Instrumente geben würden, um die Musik zu dirigieren. Die nonverbale Kommunikation und die Interaktion in der Gruppe werden essentiell.
Ein Gamelan-Set | Peking - ein Instrument von Gamelan |
In einem Angklung-Orchester ist eine Person für eine oder wenige Tonhöhen des Angklung-Rohrs verantwortlich. Um eine Melodie zu spielen, muss das Ensemblemitglied darauf achten, wann es seine Note spielt und darauf achten, dass sie zum richtigen Zeitpunkt einsetzt, um den Fluss der Melodie nicht zu stören. Die Aufgabe wird noch anspruchsvoller, wenn man auch darauf achten muss, dass die Dynamik der Angklung gleichmäßig ist. Die Gruppe muss eins werden, um eine gute Melodie zu erzeugen.
Angklung & Arumba Set | Arumba |
Auf dem Weg zu einer neuen Sonorität
Die einzigartige Klangfarbe der Instrumente bietet eine andere Sonorität. Das Gamelan hat durch seine Stimmmethode und die Charakteristik des Metalls eine eigenartige Sonorität, die den enharmonischen Charakter seiner Obertöne und die Schwebungseffekte, die durch die Stimmmethode entstehen, berücksichtigt. Durch weitere Klang- und Signalverarbeitung werden diese Charaktere verstärkt.
Die Angklung erzeugt einen tremoloartigen Klang, der aus einem schnellen, scharfen Anschlag des schwingenden Rohres besteht. Der Klang hat auch eine perkussive Qualität, die man mit einer bestimmten Röhrenstopptechnik betonen kann. Das Experimentieren mit dem Klang der Arumba und der Angklung bietet die Möglichkeit, andere Klangfarben der Instrumente und Spieltechniken zu finden.
Das Konzept des "lagu ing gendhing" (die Melodie eines Stückes) ist in der javanischen Musik stark ausgeprägt. Sie wird weder gespielt noch notiert, sondern wird vom Musiker "gefühlt". Darauf aufbauend wird eine Rahmenmelodie als Abstraktion davon geschaffen, die von verschiedenen Instrumenten als Rahmen für die Ausarbeitung genutzt wird. Aufgrund der unterschiedlichen Formen und des Aufbaus hat jedes Instrument eine eigene Art, die Melodie auszuarbeiten, ein Prozess, der oft als idiomatische Improvisation bezeichnet wird. Jedes Instrument hat eine spezifische Funktion im Ensemble, die von der Regulierung des Tempos bis zum Dirigieren des Starts und Stopps des gesamten Orchesters reicht. Der Musiker wird diese, neben vielen Theorien und Hintergründen, in den Workshops erforschen.
Darüber hinaus gibt es auch charakteristische rhythmische Elemente, meist in typischer Synkopierung oder Taktbetonung - Javaner und Sundanesen betonen den Takt auf der Sekunde und der Quarte. Auch die eher frei schwebende Melodie des Sängers oder des Saiteninstruments ist ein weiteres Merkmal.
All dies bietet geeignetes Material für die Klangsynthese und die Analyse oder Weiterverarbeitung. Die kreativen Möglichkeiten, mit dem Klangmaterial zu arbeiten, sind endlos: Sie reichen von der Verwendung als Klangcollage oder Samples über die Anwendung verschiedener Filter bis hin zur Skulptur oder sogar der Ausnutzung der spektralen Eigenschaften des Klangs.